Mittwoch, 18. November 2009

"My Japanese Coach" - Spielerisch lernen am DS

Wer nicht in den Genuß eines Sprachkurses kommt - was bestimmt immer noch eine der besten Wahlen ist, um Japanisch zu lernen - muß sich selbst weiterhelfen. Hierbei ist es oft schwierig, die nötige Disziplin aufzubringen, und sich Methoden zu überlegen, wie man den teils recht schwierigen Stoff schnell und effektiv lernen kann, ohne gleich frustriert aufzugeben. Für Besitzer eines Nintendo DS gibt es hierzu eine großartige Lösung, wie man auf spielerische Art einen guten Einstieg findet.


"My Japanese Coach" ist ein DS-Modul, das leider nur in Amerika erschienen und nicht in einer deutschen Version erhältlich ist. Wegen des großen Umfang des Programms und der verhältnismäßig kleinen Zielgruppe ist es fraglich, ob eine deutsche Portierung überhaupt geplant ist. Bisher ist vom Hersteller in dieser Richtung leider noch nichts zu hören. Daher sind gute Englisch-Kenntnisse ein muß, um mit diesem Programm zu arbeiten. Zugegeben, eine Fremdsprache mittels einer anderen Fremdsprache zu lernen, ist mitunter recht schwierig. Allerdings ist diese Software meiner Meinung nach so gut, daß es sich durchaus lohnt, wenigstens einen Blick zu riskieren.

Zu Beginn des "Spiels" gibt es einen Einstufungstest, um etwaige Vorkenntnisse abzufragen und den Japanisch-Schüler nicht zu langweilen. Wer sich schon ein wenig auskennt, hat hier die Möglichkeit, bereits die ersten Lektionen zu überspringen. Keine Angst, natürlich können diese auch nachher trotzdem noch einzeln wiederholt werden.

Danach beginnen die weiteren Lektionen. Angeführt wird man hierbei von der digitale Japanischlehrerin Haruka-Sensei. Sie spricht mit dem Schüler und gibt die ganze Zeit über durch Lob und Tadel das Gefühl von persönlicher Betreuung. Dadurch hat man eigentlich niemals das Gefühl, völlig allein gelassen und auf sich selbst gestellt zu sein.


Die Lektionen gestalten sich sehr abwechslungsreich. Sprachschulen unterscheiden oft vier Fertigkeiten, die nötig sind, um von sich behaupten zu können "Ich kann Japanisch". Diese Bestandteile eines Japnisch-Kurses gliedern sich auf in Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben. Diese Elemente finden sich auch alle innerhalb dieses Lernprogramms wieder.

Die Lektionen führen den Schüler auf eine virtuelle Reise durch Japan, von Tokyo bis weit auf's Land. Sie bauen logisch aufeinander auf, und beinhalten nach Themen gruppierten Wortschatz. Pro Lektion lehrt man in der Regel bis zu 10 neuer Vokabeln, die anhand von Beispielsätzen im Alltagsgebrauch erklärt werden. Anfangs stehen drei verschiedene Mini-Spiele zur verfügung, um das neu Gelernte zu üben und zu vertiefen. Später stehen weitere Spiele zur Verfügung, um mit verschiedenen Methoden und angepaßt an spätere Lektionen den neuen Stoff zu üben. Erfolgreiches absolvieren der Spiele gibt dem Japanisch-Schüler Punkte. Sobald man eine bestimmte Anzahl erreicht wird, wird unter Jubel die nächste Lektion freigeschaltet.



In reinen Vokabel-Lektionen, in denen beispielsweise alle Mitglieder der Familie von der kleinen Schwester bis zum Großvater gelehrt werden. Andere Lektionen beschäftigen sich mit den Farben, mit Zahlen, Wochentagen, Gefühle, Plätze, Tiere, Essen, ... eben alles, was man so braucht. ^^

Natürlich wird auch die Grammatik erklärt, und so lernt man nach und nach die wichtigen Bestandteile der japanischen Sprache kennen, wie z.B. die uns zunächst fremd anmutenden Partikel, der Satzbau, Verbformen, Adjektive und Adverben, und noch vieles, vieles mehr. Die Grammatik im Japanischen ist etwas tückisch: auf den ersten Blick wirkt die fehlende Unterscheidung von männlich, weiblich, Singular, Plural, so wie die einführende einzige Zeitunterteilung in Gegenwart und Vergangenheit erfreulich einfach. Je tiefer man jedoch in die Sprache eintaucht, umso mehr lernt man die vielen anderen Tücken kennen, die statt dessen existieren. Allen voran sind hier die wohl allseits bekannten verschiedenen Höflichkeitsformen zu nennen, die sich immer und überall bemerkbar machen und maßgeblich für den Unterschied verantwortlich sind, ob man ernst genommen werden kann, oder doch eher noch wie Tarzan spricht.

Ein kleines Beispiel: mit わたくし oder 私 oder あたし oder 僕 oder 俺 existieren schonmal (mir bisher bekannte) fünf verschiedene Worte für "ich" - je nachdem, wer mit wem spricht. (Für alle Kenner der japanischen Sprache: die Hiragana-Schreibweisen habe ich nur verwendet, um den Unterschied zwischen "watashi" und "watakushi" darstellen zu können, da hierfür scheinbar das selbe Kanji verwendet wird.)

Zurück zum Japanisch-Coach für den Nintendo DS. Neben Vokabel- und Grammatik-Lektionen existieren noch weitere Formen, die helfen sollen, einen möglichst umfangreichen und vollständigen Einstieg in die Japanische Sprache zu bekommen. Ganz wichtig sind hierbei die Übungen der japanischen Schrift.Nach und nach werden dem Schüler die verschiedenen Schriftsysteme näher gebracht, angefangen mit Hiragana und Katakana. Sobald diese gemeistert sind, werden auch die folgenden Übungen nicht mehr in Romaji, sondern fast ausschließlich mit dem japanischen Silbenalphabet präsentiert. Danach werden immer wieder Lektionen eingefügt, die sich ausschließlich mit Kanjis beschäftigen. Auch hier werden pro Lektion 10 neue Kanjis durchgenommen, was aber wirklich teilweise schwerer ist, als es vielleicht zunächst klingt. Japanische Schüler müssen bis zum Abschluß der sechsten Klasse rund 2000 Kanjis lernen. Soviele sind nötig, um eine japanische Zeitung oder ein japanisches Buch relativ problemlos Lesen zu können. Insgesamt existieren noch mehr Kanjis als dieser Basis-Stamm, aber beruhigender Weise haben selbst die Japaner mit den anderen Kanjis manchmal ihre Probleme. So darf man sich also von der Zahl der zu lernenden Schriftzeichen nicht abschrecken lassen, sondern eher darin ein erreichbares Ziel sehen. Nachdem man das Level eines Erstklässlers erreicht hat, beherrscht man 80 Kanjis - das sind immerhin fast 5%. Wenn man sich dieses Ziel vor Augen hält, und sich immer wieder bewußt macht, daß es eine endliche Anzahl ist, kann das neue Motivation geben. Anfangs ist es zwar bestimmt noch oft abschreckend, diese schwierigen Zeichen zu lernen, aber wenn man sich mal darauf eingelassen hat, kann es sogar Spaß machen. Spätestens, wenn man die ersten Erfolgserlebnisse hat, und einzelne Kanjis auf irgendwelchen Schildern oder an Läden oder einfach nur in Bildbänden oder Reiseführern erkennt, wird man wieder motiviert, weiter zu machen.

Der Touchscreen des Nintendo DS ist für das Erlernen der japanischen Schrift hervorragend geeignet. Anhand verschiedener Übungen kann man sehen, wie die Zeichen anfangs noch zu malen, später zu schreiben sind, bis sie einem flüssig von der Hand gehen. Verschiedene Übungen sorgen dafür, daß man sich möglichst früh damit auseinandersetzen muß, um erfolgreich weiter zu lernen.


Nicht zuletzt das Hören und auch das selbst Sprechen spielen eine große Rolle. Auch hier erweist sich die Technologie des Nintendo DS als äußerst nützlich. Dank des eingebauten Mikrofons läßt sich die eigene Stimme aufnehmen, um sie dann mit einem echt japanischen Sprecher vergleichen zu können. So kann man seine eigene Aussprache so lange korrigieren, bis das Ergebnis natürlich klingt. Das Hörverständnis wird schon früh in den ersten Spielen geschult. Bei Flash-Karten-Spielen oder Multiple-Choice Tests werden die abgefragten Worte teilweise ausgeschrieben, teilweise zuätzlich vorgelesen, und manchmal müssen sie lediglich durch Hören verstanden werden, ohne das visuelle Hilfe zur Verfügung steht.

Natürlich muß sich jeder sein eigenes Bild machen, und jeder lernt auf unterschiedliche Art und Weise. Zugegeben ist es gelegentlich etwas unpraktisch, daß die Software nur auf Englisch zur Verfügung steht, aber man muß sich eben mit dem Behelfen, was man finden kann. Alles in allem bin ich absolut begeistert von diesem Japanisch-Lernprogramm für den Nintendo DS. Man kann in aller Ruhe sein eigenes Lerntempo bestimmen, und die verschiedenen Spiele und Übungen helfen durch die große Vielfalt, die neuen Vokabeln und die Grammatik wirklich erfolgreich und effizient zu lernen. Die Vokabeln sind - wie ich persönlich finde - recht gut ausgewählt, und es finden sich viele Worte, die man im Alltag durchaus brauchen kann, oder gelegentlich den einen oder anderen Japaner dazu bringen kann, staunend zu rufen "Warum kennst Du dieses Wort? Wo hast Du es gelernt?" Auch die Grammatik-Lektionen gefallen mir sehr gut. Sie sind erfreulich überschaubar aufgebaut, und auch schwierige und komplexe Themen werden in kleinen Häppchen präsentiert, die es gut ermöglichen, Schritt für Schritt zu lernen, ohne sich dabei erschlagen oder überfordert zu fühlen. (Keine Sorge, "unterfordert" wird man sich beim Studium der japanischen Sprache wohl auch niemals fühlen!) ^^

Wer also einen Nintendo DS sein eigen nennt, dem kann ich dieses Modul nur wärmstens empfehlen und ans Herz legen. Mir macht das Lernen damit großen Spaß und ich freue mich, schnell die kleinen Fortschritte zu sehen und anhand der verschiedenen integrierten Tests in Spielform immer wieder überprüfen zu können. Der Umfang ist riesig: Der Japanisch-Coach umfaßt ca. 12.000 Wörter, die man auch alle im integrierten Wörterbuch, Japanisch - Englisch und umgekehrt, schnell nachschlagen kann. Obendrein enthalten ist noch ein Phrasebook mit hunderten nützlicher Sätze für den täglichen Gebrauch, aus denen man sich auch seine persönlichen Favoriten in einer eigenen Liste personalisieren kann. Es ist also unglaublich, was man hier alles beisammen hat, und für das Selbststudium meiner Meinung nach perfekt geeignet. Und wie würde Haruka-Sensei sagen? がんばりましょう!

Hier zum Abschluß noch ein paar weitere Screenshots.




 

 

 





4 Kommentare:

  1. coool
    des muss ich mir kaufen
    omannn why gibts des net in Deutschland!

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  2. Wieso, gibt es doch in Deutschland zu kaufen!
    Keine Panik, hier findest Du es:
    http://amzn.to/cHCj6f
    Lohnt sich wirklich!

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  3. haste gedacht - gibt´s net mehr :-(

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  4. Hmm, doof, also damals gab's den noch. Aber es steht ja dabei "Derzeit nicht verfügbar", also einfach ein bißchen warten und ab und zu mal wieder reinschauen, der taucht schon wieder auf.

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